„Was kann die Bioenergie für mich tun?“ – eine interessante Frage, mit noch interessanteren Antworten. Aber diese Frage soll ausnahmsweise nicht das Brennglas des Artikels, beziehungsweise dieser Artikelreihe sein. Vielmehr möchte ich einer Frage nachgehen, die langfristig betrachtet mindestens genauso wichtig für den Erfolg der Bioenergie-Gemeinschaft ist. Was kann ich für die Bioenergie tun? Gerne möchte ich sie dazu ermuntern, bei Entscheidungen zu ihrer persönlichen Energieversorgung oder der Energieversorgung ihres Unternehmens, bzw. ihrer Landwirtschaft noch stärker mit der erneuerbaren Bioenergie zu flirten.
Fordern sie die international gefragte Schönheit der Bioenergie zu einem leidenschaftlichen Tanz der Energie auf. Vor allem die Nachfrage sichert den langfristigen Erfolg der Bioenergie, deshalb hier 10 Vorschläge für einen Tanz mit der Bioenergie und eine Stärkung der Bioenergie-Branche.
Bioenergie – exotisch und bekannt zugleich
Abgesehen von der Braun- und Steinkohle sind die fossilen Energieträger in Deutschland eher Exoten und müssen von anderen Kontinenten importiert werden. Dabei möchte ich nicht auf die fossilen Energieimporte schimpfen, denn immerhin haben sie uns die komfortable Lebensweise, die viele von uns heute genießen, erst ermöglicht.
Die Energiewende, hin zu den erneuerbaren, dezentralen Energien, ist aber auch eine Rückbesinnung auf die Energiegaben die wir direkt vor unserer Haustür finden. Bio-, Sonnen- und Windenergie sind mehr oder weniger stark auf jedem Quadratmeter unseres Planeten zu finden.
Da wir in Europa und speziell in Deutschland unsere Energieprodukte mittlerweile aus einem mit fossilen und regenerativen Energieträgern bunt bestückten Regal auswählen können, möchte ich Ihnen einige Optionen nennen, wie Sie ganz direkt zur Förderung der gasförmigen, flüssigen und festen Bioenergie in Deutschland beitragen können. Als Bioenergie-Enthusiast sehe ich das als meine gelegentliche Pflicht an und ich hoffe sie sehen mir diese einseitige Bewerbung von EINER der vielen Energieformen nach. Die Erneuerbaren Energien sind ein Team (!), aber ich spreche für die Bioenergie.
Die Vorteile der Bioenergie sind hoffentlich weitgehend bekannt und sollen an dieser Stelle nicht nochmal extra aufgeführt werden.
Nachfrage nach Bioenergieprodukten ist der Schlüssel zum Erfolg
Was ist wichtig für den langfristigen Erfolg der Bioenergie?
Aus wirtschaftlicher Perspektive ist diese Frage relativ einfach zu beantworten. Wir brauchen eine weiterhin steigende Nachfrage nach Biomethan, Biokraftstoffen, Holzpellets und den anderen Bioenergieträgern! Neben der gesellschaftlichen Akzeptanz bildet die Nachfrage den wichtigsten langfristigen Erfolgsparameter.
Nur wenn die Bioenergieprodukte auch weiterhin interessant für die Energiekunden sind, wird auch in verbesserte Produktionsmöglichkeiten investiert.
Interessierte Investoren werden nur dann in neue Produktionsanlagen und Technologien investieren, wenn eine Nachfrage nach dem entsprechenden Bioenergieprodukt besteht. Ein gutes Beispiel ist an dieser Stelle die Zukunft der Biokraftstoffe. Eine hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen der 1. Generation ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass verbesserte Biokraftstoffe der zweiten und dritten Generation überhaupt bis zur Marktreife entwickelt werden.
Wenn sie den Ausbau der Bioenergie aktiv unterstützen möchten und auf der Suche nach pragmatischen Möglichkeiten sind, dann finden sie im Folgenden 10 Vorschläge.
Sie müssen nicht gleich ihren Job kündigen, um sich einer Pro-Bioenergie-Kampagne anschließen und Spruchbänder vor den Zentralen der lokalen Energieversorger platzieren zu können. Wenn jemand dafür die Zeit, sowie eine clevere und humorvolle Ideen hat, ist das natürlich klasse. Aber man muss sein Leben gar nicht so drastisch ändern, um die erneuerbare Bioenergie zu unterstützen. Wie sagt man so schön „steter Tropfen höhlt den Stein“.
10 Ideen zur Stärkung der Bioenergie
Hier die Übersicht der 10 Punkte, welche das Angebot und die Nachfrage der Bioenergie steigern und direkt zum Wachstum dieser dezentralen und erneuerbaren Energieform beitragen.
- Heizen sie mit Hackschnitzeln oder Holzpellets
- Wechseln sie ihren Gas-Tarif und erhöhen Sie den Ökogasanteil
- Umrüstung ihres Autos auf Bioreinkraftstoffe wie E85 oder B100
- Rechnen sie, ob sich der Bau einer Mini-Biogasanlage lohnt und nutzen sie die Nähe zur Ihrer Gemeinde
- Werden sie Mitglied in einem Verband und somit zum Bioenergie-Botschafter
- Widmen sie ihre Abschlussarbeit der Erforschung und Analyse der Bioenergie
- Prüfen sie als Biogasanlagenbetreiber, ob die Biomethaneinspeisung möglich ist
- Stellen sie ihr eigenes Biodiesel her
- Lesen sie spannende Bücher über Energiewirtschaft und Biomasse
- Zeigen sie, dass Bioenergie Spaß macht und Menschen verbindet
Haben sie weitere Ideen, zur Stärkung der Bioenergiebranche? Ich bin gespannt auf ihre Vorschläge.
Jede der hier aufgelisteten Anregungen wird in den kommenden Tagen mit einem eigenen Artikel vorgestellt. Also beehren sie den Bioenergie-Blog bald wieder.
Vielen Dank!
Bioenergie ist in der Öffentlichkeit eher unsexy, weil viele Menschen, auch die sich nicht mit Energie- oder Umweltthemen befassen, glauben, dass mit Nutzung von Bioenergie andere Menschen verhungern müssen. Diese vorherschende Meinung muss erst ausgeräumt werden, damit Bioenergie so sexy werden kann, wie eine PV-Anlage auf dem Dach des Eigenheims.
Das Sex-Appeal der Bioenergie könnte sicher größer sein :-) Aber die Bioenergie sollte in meinen Augen auch gar nicht danach streben, dass Cleantech-Image von den Kollegen PV oder Wind zu erlangen. Bioenergie ist speicherbar, multikulti, innovativ, flexibel, geliebt und gehasst zugleich und sehr bodenständig. Diesen Spektrum an Eigenschaften verleiht ihr einen eigenen faszinierenden Charme.
Beim Thema hungernde Menschen durch Bioenergie, also bei der Tank-oder-Teller-Debatte muss ich mich immer ziemlich zügeln. Das ist ein Thema was mich wirklich ärgert und ich kann die häufig auftretenden einseitigen Kommentare dazu nicht mehr hören. Hier könnte ich regelmäßig eine Wutrede à la Rudi Völler starten.
Niemand will hungernde Menschen, da sind sich glaube ich alle einig, aber sich ausschließlich auf die negativen Potentiale einer Energieform zu konzentrieren ist unglaublich unnütz und meiner Meinung nach sogar das Gegenteil von verantwortungsbewusst. Bioenergie kann den Landwirten, beziehungsweise Bauern, in vielen Entwicklungsländern auch ermöglichen, dass sie überhaupt das erste Mal über eine eigenständige Energieversorgung verfügen. Ein kreatives und in europäischen Augen vielleicht etwas schräges Beispiel ist der dezentrale Biogasrucksack der Universität Hohenheim. Die etwas größere Energieversorgung durch Bioenergie kann eine wichtige Grundlage für die Entwicklung einer Region (Schulen, Krankenhäuser etc.) bilden.
Abgesehen mit welcher Perspektive man auf die Bioenergie blickt, kann sich die Argumente häufig so drehen, wie man es gerade möchte (Nahrungsmittelpreise etc.). Ähnliches gilt für die aktuelle Debatte zu Biokraftstoffen und ILUC. Auf einseitige Hetzkampagnen gegen die Bioenergie habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr! Lasst uns unsere geistige Energie lieber dafür nutzen, dass die positiven Potentiale dieser nachwachsenden Energieform bestmöglich genutzt werden und die Risiken (die alle Energieformen haben!) möglichst gering bleiben.
Bitte nicht falsch verstehen (!), es ist nicht gegen deinen kritischen, aber lösungsorientierten Kommentar gerichtet, aber mein Blutdruck steigt bei diesem Thema schlagartig an. Ich weiß, dass die Bioenergie gelegentlich mit diesem Image zu kämpfen hat, aber ich habe mich vergleichsweise intensiv mit dem Tank-oder-Teller-Konflikt auseinandergesetzt (man könnte auch sagen „gestellt“) und keine eindeutigen Zahlen gefunden, welche die einseitige Darstellung der Bioenergie als Sündenbock für das schlimme Problem des Hungers auf der Welt auch nur annähernd rechtfertigt. Bilder von hungernden Menschen zu zeigen und dann zu behaupten die Bioenergie sei Schuld, halte ich für falsch. Das Problem ist viel komplexer und so einfach sollten wir vorhandene Chancen nicht vertun.