Nachhaltigkeitsverordnung für Bioenergie gewinnt an Bedeutung

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Die Branche der Energiepflanzen besinnt sich in einem aktuellen Symposium des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf ihre ökologischen Stärken.

In der vergangenen Woche haben sich 200 Fachleute aus Politik, Landwirtschaft, Industrie und Forschung in Berlin getroffen und über Trends und Handlungsmöglichkeiten des Energiepflanzenbaus diskutiert. Dabei ist der Fokus auf die ökologischen Probleme und Chancen der Branche gefallen.

Für die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien zu sorgen ist demnach ein wichtiger Faktor bei der Erweiterung des Energiepflanzenbaus. In Deutschland ist dieser Aspekt ausreichend berücksichtigt und auch innerhalb der europäischen Union ist mit Hilfe der cross compliance ein greifbares Vorschriftenverzeichnis vorhanden. Die Nachhaltigkeitsverordnung gilt für Biomasse zur Strom- und Kraftstoffproduktion, soll aber in Zukunft auch für Pflanzen der Nahrungsmittel- und Futtererzeugung erweitert werden.

Auch eine Feststellung der aktuellen Situation wurde besprochen und dabei festgehalten, dass in Deutschland bisher 2 Millionen Hektar für den Anbau nachwachsender Rohstoffe verwendet werden. Mit „nachwachsenden Rohstoffen“ wird dabei der Biomasse-Anbau verstanden, der nicht für die Nahrungmittelproduktion gedacht ist. 85% davon gehen in den Anbau von Energiepflanzen wie Raps, Mais und Zuckerrüben (Artikel zu Mais und Zuckerrüben) und die verbleibenden 15% in die stoffliche Wertschöpfung (Fasern, Färbemittel, Stärke). Für weitere aktuelle Informationen zum Thema nachwachsende Rohstoffe empfehle ich auch den Blog von Klaus-Martin Meyer „Nachwachsende Rohstoffe“ und die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FnR) zu besuchen. Als wichtige Vorteile der nachwachsenden Rohstoffe wurden beim Symposium die folgenden genannt:

  1. Senken der Treibhausgasemissionen
  2. Abnahme der Abhängigkeit von Rohstoffimporten (Erdöl, Erdgas)
  3. Stärkung der Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum

Reflexion

Der ökologische Aspekt darf in der Diskussion nicht vergessen werden, denn er ist praktisch einer der Gründerväter bei der neueren Geschichte der Bionenergie. Viel mehr sollten Überlegungen wie die Nachhaltigkeitsverordnung sogar besonders betont werden. So kann der Markterfolg der Bioenergie konstant erhöht werden, denn preisliche Vorteile hat sie gegenüber fossilen Energiequellen noch nicht.

Die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz von neuen Technologien oder Produkten wird immer wichtiger, besonders in klassischen Käufermärkten, wie der Strommarkt aktuell einer ist. Die Transparenz für den Verbraucher nimmt zu und erlaubt einen kompletteren Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette. Das kann ein großer Vorteil für die Bioenergie sein und zu ihrem breiteren gesellschaftlichen Erfolg beitragen. Dafür müssen die Schwächen (Tank-oder-Teller-Diskussion) und besonders die ökologischen Bedenken (Anbauflächen) aber aggressiv angegangen und gelöst werden. Das ist mit dem Inkrafttreten der Nachhaltigkeitsverordnung gut auf den Weg gebracht worden und die aktuelle Konzentration auf dieses Thema zeigt, wie wichtig dieses Thema auf der politischen Ebene genommen wird.

Was ich bemerkenswert finde ist die Idee, die Nachhaltigkeitsverordnung in Zukunft auch auf den Pflanzenbau zur Nahrungsmittel- und Futtererzeugung zu erweitern. Dadurch ist nicht mehr der Verwendungszweck der Pflanzen (Energiepflanzen) das zentrale Argument für die ökologische Bewertung der Produktion, sondern der Anbau selbst. Das halte ich für eine logische und sehr konsequente Schlussfolgerung im Umgang mit der Gewinnung von Biomasse und ist ein wichtiger Schritt für den Artenschutz und die ökologische Beständigkeit beim Anbau von nachwachsenden Rohstoffen.

Denn warum sollten beispielsweise Regenwälder für den Anbau von Nahrungsmitteln gerodet werden dürfen, aber nicht für Energiepflanzen? Das Abholzen von Regenwäldern ist in beiden Fällen unsinnig und kann auch bei kurzfristigsten Zeithorizonten nicht mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes gerechtfertigt werden.

Das Entwicklen und Durchsetzen eines transparenten, aber nicht zu bürokratischen Zertifikationssystems ist die zentrale Herausforderung für die nächsten Jahre.

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