Frankreich arbeitet daran, sich vom Ruf DER Atomenergie-Nation weltweit zu lösen und La Grande Nation setzt dafür stärker auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Über den Anteil von 75 Prozent Kernkraft an der französischen Stromerzeugung staunt man in Deutschland, dem selbsterklärten Land der Energiewende, nicht schlecht. Mit dieser 3/4-Mehrheit bei der Stromerzeugung führt Frankreich die Welt bei der Nutzung der Kernenergie mit weitem Abstand an. Gleichauf folgen auf Platz 2 die Slowakei und Belgien mit jeweils 54 Prozent und auf Platz 3 steht die Ukraine mit 47 Prozent (Stand 2011).
In starkem Kontrast dazu steht der deutsche Umgang mit der Kernenergie. Hierzulande wurde der beschleunigte Atomausstieg bis 2022 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 mit großer Mehrheit vom Bundestag verabschiedet. Nun nähern sich beide Länder mit so unterschiedlichen Ausgangssitution, Strategien und Visionen bezüglich der Energieversorgung von Morgen einander an. Bioenergie-Ethusiasten können sich darüber freuen, dass diese Annäherung auch über den erneuerbaren Energieträger Biogas stattfindet. Die Ziele für den Ausbau der Biogaslandschaft hat Frankreich erst vor kurzem bekanntgegeben.
Folgenden Punkte sollen in den kommenden 7 Jahren erreicht werden:
- ZIEL 1 – Anlagenzahlen von aktuell 90 Biogasanlagen sollen auf 1.000 Biogasanlagen im Jahr 2020 angehoben werden
- ZIEL 2 – Vervierfachung der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas bis 2020 im Vergleich zu 2010
- ZIEL 3 – 800.000 Haushalte sollen mit erneuerbarem Strom aus Biogas (ohne Heizung) versorgt werden
- ZIEL 4 – Die Wärmelieferung von 555.000 Tonnen Heizöl soll durch regenerative Wärme aus Biogas ersetzt werden
Zum Erreichen der Ziele vertrauen die französischen Projektplaner und Provinzen auch auf das Know-How der deutschen Marktführer im Bereich Biogastechnologie. Diese konnten während der vergangenen Jahre des Biogasbooms in Deutschland viele praktische Erfahrungen sammeln und wertvolle Lektionen lernen.Wie die folgende Mitteilung des deutschen Biogasanlagenherstellers MT-Energie zeigt, welche Mitte diesen Monats bekanntgegeben wurde, arbeiten Frankreich und Deutschland beim Erreichen der französischen Biogasziele eng zusammen.
Hoffen wir, dass das deutsch-französische Tandem eine erfolgreiche Etappe oder sogar Tour fährt. Die ersten Kilometer sind jedenfalls vielversprechend und BiomassMuse wünscht viel Erfolg.
Bau von acht Biogasanlagen für Landwirte aus der Champagne
Meldung der MT-Energie GmbH vom 12.04.2013.
Frankreich zählt aktuell zu den attraktivsten Biogasmärkten in Europa. Das Substratpotenzial ist groß, die Ausbauziele der Erneuerbaren Energien ambitioniert. Eine führende Position auf dem jungen Markt hat sich MT-Energie erarbeitet. Jetzt hat der norddeutsche Biogasspezialist einen Rahmenvertrag für den Bau von acht Biogasanlagen unterzeichnet. Das Gesamtvolumen umfasst ca. 12 Millionen Euro. Realisiert werden sollen die Projekte in den nächsten anderthalb Jahren. Die ersten beiden Biogasanlagen sollen noch in diesem Jahr ihren Betrieb aufnehmen.
Hinter den Projekten stehen acht Landwirte aus der südlich von Paris gelegenen Region Champagne. Die Größe der Drei-Behälter-Anlagen ist ausgelegt für eine Gasaufbereitungsleistung von 250 Nm³, was einer elektrischen Leistung von jeweils ca. 500 kW entspricht. Als Substrate sollen generell verschiedene Zwischenfrüchte eingesetzt werden. Zu den weiteren Inputstoffen zählen Gülle und Festmist sowie Pressschnitzel aus Zuckerrüben. Die Aufträge umfassen nicht nur den Bau der Anlagen, sondern darüber hinaus auch langfristige Verträge hinsichtlich Service und Wartung.
Torben Brunckhorst, geschäftsführender Gesellschafter der MT-Energie GmbH, freut sich natürlich sehr über diesen Großauftrag: „Wir bearbeiten seit mehreren Jahren den französischen Markt, weil wir immer das große Potenzial gesehen haben. Jetzt zahlt sich unsere Geduld und nicht zuletzt die gute Arbeit der Mitarbeiter unserer französischen Niederlassung aus.“ Weitere interessante Biogasprojekte befinden sich aktuell in der konkreten Planungsphase. Brunckhorst: „Die Perspektiven auf dem französischen Markt sind sehr gut und wir gehen davon aus, dass wir in Kürze Aufträge für den Bau weiterer Biogasanlagen bekommen werden.“
Der Auftrag über den Bau von acht Biogasprojekten ist ein weiterer Meilenstein hin zur weiteren Internationalisierung von MT-Energie. Über 50 Prozent des aktuellen Auftragsvolumens von ca. 216 Millionen Euro stammen aus den internationalen Märkten. Neben Frankreich bieten zurzeit insbesondere Großbritannien (siehe auch Bioenergie in Großbritannien), Polen und die Slowakei sehr günstige Perspektiven für den weiteren Ausbau der effizienten Biogastechnologie.