Brandenburg ist Gewinner des „Leitsterns 2010“ für die Förderung der Erneuerbaren Energien

Brandenburg und deutsche Bundesländer Produktionsmengen Biodiesel und Biokraftstoff Leitstern 2010Am 25.11.2010 wurde in Berlin der „Leitstern 2010“ verliehen, mit dem nach 2008 erneut das Bundesland Brandenburg ausgezeichnet wurde! Dieser Preis freut mich als Berlin-Brandenburger natürlich besonders, weshalb ich heute darüber berichten werde. Man möge mir den Lokalpatriotismus und die Themenauswahl etwas nachsehen, da der Preis nicht nur für Erfolge im Bereich Biomasse, sondern für Entwicklungen im Bereich der Erneuerbaren Energien allgemein verliehen wird. Im nächsten Artikel geht es dann aber wieder ausschließlich um die Leidenschaft der Nutzung Nachwachsender Rohstoffe.

Leitstern 2010 – Bundesländerpreis für die erfolgreiche Integration  Erneuerbarer Energien

Was hat es mit dem Leitstern auf sich? Mit dem Leitstern werden Bundesländer geehrt, welche sich mit einer besonders ambitionierten Technologie- und Wirtschaftspolitik für die Realisierung einer nachhaltigen Energieversorgung unter Verwendung der Erneuerbaren Energien einsetzen.  Als Grundlage für die Auszeichnung des Leitsterns wurde dieses Mal auf die umfassenden Ergebnisse der Vergleichsstudie „Erfolgsfaktoren für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“ (Download)

zurückgegriffen, welche die politischen Rahmenbedingungen und die vollbrachte Leistung in einem Bundesland berücksichtigt und dabei nach verschiedenen Kriterien bewertet. Die Best-Practice-Vergleichsstudie wurde von folgenden Instituten durchgeführt:

  • Agentur für Erneuerbare Energien
  • Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
  • Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)

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Brandenburg baut Vorsprung aus und gewinnt erneut den Leitstern

Brandenburg hat in der Gesamtwertung erneut den 1.Platz belegt und dabei seinen Vorsprung in der Gesamtwertung sogar noch ausbauen können. Das flächenreichste aber dünnbesiedelte neue Bundesland bietet gute Voraussetzungen für die Nutzung der dezentralen erneuerbaren Energien und strebt an, ihren Anteil am Primärenergieverbrauch von 10% (Vergleichsjahr 2006) auf 20% im Jahr 2020 zu verdoppeln. Hier eine Auswahl an Bewertungskategorien der Studie und die Plazierungen Brandenburgs:

  • Prozentuale Anzahl von Ökostromkunden (Platz 2/ 10%)
  • Hohe Forschungsausgaben im Bereich Erneuerbare Energien bezogen auf das BIP (Platz 2)
  • Anstrengungen zur Integration der Erneuerbaren Energien (Platz 2)
  • Ziele für Erneuerbare Energien (Platz 3)
  • Anteil Erneeurbarer Energien am Endenergieverbrauch 2007 (Platz 3)
  • Anzahl der Studiengänge im Bereich Erneuerbare Energien im Vergleich zur Gesamtangebot (Platz 3)
  • Zufriedenheit der Bürger mit der Kommunalpolitik (Platz 1)
  • Zunahme Biogasleistung Strom 2005 – 2008 (Platz 3)
  • Zunahme von Wärmepumpenanlagen 2007-2008 bezogen auf die Wohnfläche (Platz 1)
  • Stromerzeugung aus Windkraft 2008 bezogen auf die Potentialstruktur (Platz 2)
  • Anteil EE-Unternehmen an der Gesamtzahl der Unternehmen 2009 (Platz 3)
  • Erfolge im wirtschaftlichen und technologischen Wandel (Platz 3)

Herzlichen Glückwunsch auch an Thüringen und Baden-Württemberg, welche die Plätze 2 und 3 in der Gesamtwertung des Leisterns 2010 belegt haben.

Hohe Produktivität bei Biokraftstoffen aus Brandenburg

Sowohl bei der Herstellungskapazität von Biodiesel, als auch bei der von Bioethanol liegt Brandenburg auf einem guten 2 Platz bezogen auf das landesspezifische BIP (siehe 1.Grafik) und wird bei beiden Biokraftstoffen nur von Sachsen-Anhalt übertroffen. Diese starke Plazierung hat sicher viele Gründe und dürfte vor allem auf das starke Netzwerk der Bioraffinerien in Brandenburg, dem Wirken des Industriestandorts Schwedt und dem visionären und geduldigen Engagement der Verbio AG in Brandenburg (siehe Artikel Kombination von Biokraftstoffen und Biogas) zurückzuführen sein.

Eine Vorstellung der Forschungsarbeiten in der Region Berlin-Brandenburg (Nachtrag vom 12.09.2011) zur innovativen Bioenergie aus Algen finden Sie im Artikel über den Algen-Cluster der Region.

Bei Strom aus Biomasse führen die Bundesländer Hamburg und Berlin

Berlin kommt in der Gesamtwertung nicht besonders gut weg und belegt einen mageren 16., sprich letzten Platz. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass es gerade Großstädten an Möglichkeiten (Fläche!) fehlt, um größere Programme im Bereich Erneuerbare Energien zu starten. Das soll aber kein vorschneller Ablassbrief für die Metropolen sein, denn diese können andere Initiativen ergreifen, um als größte Energieverbraucher die Entwicklung der Erneuerbaren zu unterstützen (KWK, Energieeffizienz, Mobilität etc.).

So nehmen Hamburg und Berlin bei der Stromerzeugung aus regenerativer Biomasse mit deutlichem Abstand (Faktor 8 zu Platz 3) die Spitzenpositionen ein. Großstädte sind ideal aufgestellt, um sowohl die Strom-, als auch die Wärmepotentiale der Bioenergie voll auszuschöpfen, da es für beide Energieformen genügend Abnahmemöglichkeiten gibt.

Biomasse Strom und Wärme BMHKW in Berlin Brandenburg Vattenfall Biomasse StrategieIch vermute, dass die Spitzenplätze von Hamburg und Berlin in Bezug auf Biomassestrom vor allem auch auf die Bemühungen des Energieunternehmens Vattenfall zurückzuführen sind. Die Biomasse-Strategie des Unternehmens hat in Berlin und Hamburg ihre Zentren und trägt dazu bei, dass viele Kraftwerke auf Biomasse umgestellt wurden oder werden.

Einige kritische Worte zur Gesamtwertung des Leitsterns

Die Idee zur Vergabe eines „Leitsterns“ für Erneuerbare Energien gefällt mir sehr gut und ein nationaler Wettbewerb hilft beim Vergleich verschiedener Strategien und regionaler Besonderheiten im föderalistischen Deutschland. Trotzdem sollten bei den vielen Einflussfaktoren die für die Best-Practice-Studie betrachtet wurden auch einige kritische oder zumindest relativierende Worte zum Ergebnis fallen.

Als Berlin-Brandenburger bin ich mit dem Ergebnis der Studie sehr zufrieden, aber die vorliegende Gesamtwertung ist natürlich nur eine Möglichkeit die vielen Teilergebnisse (siehe 55 Wertungskategorien der Studie) zusammenzufassen und zu bewerten. Einige Kategorien sind in meinen Augen als wichtiger einzuschätzen (z.B. Anteil Erneuerbarer Energien an der Energieerzeugung eines Bundeslandes), als Andere. Hier eine gerechte Abstufung bei der Relevanz der verschiedenen Kategorien vorzunehmen ist sehr schwierig, sollte aber beim Betrachten des Gesamtergebnisses berücksichtigt werden.

Brandenburg hat über alle Disziplinen betrachtet selten den ersten Platz inne, aber insgesamt so viele 2 und 3 Plätze erreicht, dass es über alle Kategorien betrachtet auf dem ersten Platz gelandet ist. Dabei sind nicht alle energiepolitischen Maßnahmen des Gewinnerlandes Brandenburg unumstritten (z.B. die Förderung der Braunkohle oder das Setzen auf CCS Technologie) und in einigen Kategorien schneidet Brandenburg nicht sehr gut ab (z.B. bei der Stromerzeugung aus Photovoltaik Platz 14).

Letztlich geht es darum national (und international) zusammenzuarbeiten und sich aufbauend auf regionale Standortbesonderheiten über verschiedene Strategien auszutauschen und gemeinsam die Entwicklung der Erneuerbaren Energien voranzubringen!

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