Regionale Bioalkoholherstellung aus biogenen Reststoffen bietet enorme Potenziale zur effizienteren Nutzung und eine Alternative zur herkömmlichen Mobilität
Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „RE2ALKO: Optimierung der REgionalen BioALKOholherstellung aus biogenen Reststoffen“ (FKZ-Nr. 03KB025), gefördert im Rahmen des Programms „Energetische Biomassenutzung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), präsentiert auf einer eigenen Fachtagung ein Gesamtkonzept für eine innovative Biokraftstoffproduktion durch die Nutzung biogener Reststoffe.
Ein interdisziplinäres Team aus Energieexperten der Fachhochschule Münster, Biowissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt und Forschern der Forschungs- und Lehrbrennerei der Universität Hohenheim haben sich 2009 zum Ziel gesetzt, die Effizienz und Klimabilanz einer landwirtschaftlichen Brennerei durch Automatisierung, optimierte Stoff- und Energiekreisläufe sowie die Nutzung von Rest- und Abfallstoffen (Biomasse: Lignozellulose) zu optimieren und eine weitestgehend CO2-neutrale Kraftstoffproduktion zu entwickeln.
Neben der Produktion des Biokraftstoffs, des sogenannten Lignozellulose-Ethanols, wurde auch die Produktion des noch energie- und klimaeffizienteren Biobutanols untersucht. Als Substrate wurden Heu, Getreidestroh, Gras- und Maissilage sowie Hanf und Topinambur untersucht.
„Vor dem Hintergrund der noch ungenügenden Klimabilanz der heutigen Bioethanolproduktion sowie der öffentlichen, emotionalisierten Diskussion über die energetische Nutzung von Nahrungs- und Futtermitteln, ist es dringend erforderlich, die Rohstoffbasis von Bioethanolanlagen auch auf biogene Rest- und Abfallstoffe umzustellen sowie energieautarke, integrierte Produktionsprozesse zu konzipieren“, so Prof. Dr.-Ing. Christof Wetter von der Fachhochschule Münster und Koordinator des Projektes.
Nach dreijähriger Laufzeit kommt das Forscherkonsortium zu dem Schluss, dass die ideale Lösung für eine Effizienzsteigerung bei landwirtschaftlichen Brennereien eine Kombination mit einer nachgeschalteten Biogasanlage ist, in der die Schlempe vergoren wird. Somit kann ein Großteil des Energiebedarfs der Brennerei in Form von Strom, Dampf und Wärme produziert werden. Es wurden neue robustere Hefen entwickelt, die das Potenzial haben, die Biomasse vollständig zu vergären. Hanfstroh erwies sich als bestgeeignetes Substrat. Letztendlich ließ sich der gesamte Prozess unter geeigneten Rahmenbedingungen technisch, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll darstellen.
Die Projektpartner richten nun ihren Appell an die entsprechenden politischen Entscheidungsträger und empfehlen, die energetische Nutzung von biogenen Reststoffen zur Bioalkoholherstellung als wichtigen Baustein für den Ausbau einer zukünftigen Kraftstoffversorgung zu fördern.
In einer anschließenden Pilotphase ist vorgesehen, die entwickelten Konzepte in eine bestehende dezentrale, gekoppelte Bioethanol/Biogasanlage zu implementieren. Eine Steigerung der Energieeffizienz im größeren Maßstab ist dabei sehr aussichtsreich. Für eine gezielte Unterstützung für den Übergang in die Phase der Markteinführung und Durchdringung ist jedoch die Beteiligung interessierter Akteure und Investoren gefordert.